Bahnhofshalle Birkenwerder

Noch hat der Eisladen geöffnet. Taschengeld leider alle. Ich warte.

Da duftet es nach Eis, nach Vanille, Schokolade. Dazu Waffeln.

Drei Kugeln zwischen zwei Waffeln. Eine Tüte für eine Kugel. Beim Reinbeißen in die Waffel hast du das Knistern im Ohr, hier in diesem riesigen Vorraum in L-Form mit den nackten Wänden, in dem das Pfeifen und Stampfen der Dampflokomotiven widerhallt, deren mit Funken vermischter Qualm mitunter bis zum Fahrkartenschalter hinein streicht – ein Gebäude, das Scharen von Menschen ausspuckt, das die fauchenden Loks mit ihren Dutzenden Güterwagen erzittern lassen.

Es kommt jemand, etwas hinter sich herziehend, klingelt an der Kofferaufbewahrung.

Quietschen. Kinderstimmen. Leute rennen, hasten die Treppe hinunter.

Die Bahnhofsuhr über der Tür: unaufhaltsam. Wieder ein Klick, wieder eine Minute im Zeitenlauf.

Doch nach dem Dunkelwerden: der Eisladen zu, der Schalter dicht, Schritte verhallt, Stille – auch unten auf dem menschenleeren Bahnsteig und den Gleisen, die Züge raus. Nachts herrscht Ruhe bis auf das Ticken der Uhr. Wir gehen.

Das Krokodil mit Augen wie Bernsteine erscheint.

Der Qualm der Lokomotiven hat sich verzogen, ihr Pfeifen sowie das Rattern der Räder über die Schienenstöße ist längst verhallt und der Funkenregen verglüht. Dafür glimmen die Augen der hungrigen Echse oben in der Finsternis. Sie liegt vor der Türe der Halle, wacht, lauert.

Die Uhr über ihr tickt. Ihr Räderwerk – steht es niemals still? ...

Keinen tragen die Bahngleise mehr fort. Niemanden spuckt die Halle mehr aus.