Erdkundestunde. Himalaja.

Mein Lehrer verband Stoff mit Neigung – soll heißen, wir erfuhren etwas über die Erstbesteigung des Mount Everest. Alle Berichte über das Ereignis hatte er verfolgt, sogar das Buch darüber gelesen – das einzige, das es darüber zu kaufen gab.

Wenn er uns aufforderte, über das eine oder andere Gelernte Auskunft zu geben, verband er dies gern mit dem Ausspruch: „In der Kürze liegt die Würze“ und immer wieder hat er uns eingeschärft, dass Denken die erste Bürgerpflicht sei.

Als wir – Jahrzehnte später – vor dem Rathaus demonstrierten, stand genau dieser Satz auf meinem Plakat.

Unser Erdkundelehrer erklärte uns zudem, wie man Schuhe richtig putzt. Meinen Einwand, die Sohle sei dabei nicht so wichtig, ließ er nicht gelten. Hier prallten zwei Welten aufeinander: die Welt eines zwölfjährigen Pragmatikers auf die eines Menschen, der im Räderwerk der Weltgeschichte seit über einem halben Jahrhundert unterwegs war.

Mit Hermann Hesse führte er eine Korrespondenz, wie ich erst im Erwachsenenalter erfuhr. Der Satz „Heimat ist in dir, nirgends sonst“ ist uns allen von dem emigrierten Erzähler bekannt.